Nach einer überschaubar langen
Fahrt begannen unsere Mägen hörbar auf sich aufmerksam zu machen. Doch Buddy
ließ den Fahrer prompt von der Hauptstraße abbiegen und auf dem Parkplatz eines
Hotels haltmachen. „Geben Büffeeeee“ sagte uns unser Mr. Miyagi und führte uns
in den Speisesaal. Den teilten wir uns mit etwa 200 anderen Touristen, die sich
hungrig über das dargebotene Essen hermachten. Es fiel etwas enttäuschend aus,
weil es zum großen Teil aus westlichen Gerichten wie Spaghetti Bolognese oder
Gulasch bestand. Nur ein paar Tage später wären wird dankbar gewesen für diese
Abwechslung, aber jetzt hofften wir eigentlich auf Thai-Food. Etwas davon fand
sich dann auch (frittiertes Huhn mit Kokossauce, ergänzt durch Landesfrüchte
wie Mango und Ananas).
Spannend war auch das Publikum an sich. Denn unter den
200 Touristen mussten ja schließlich auch diejenigen sein, die genau unsere
Reise auch gebucht hatten und nun ebenfalls mit kleinen Bussen unterwegs waren.
Einige davon standen schließlich auch auf dem Parkplatz. Wir teilten den Tisch
mit einem freundlichen Ehepaar, das in etwa die gleiche Haarlänge hatte – Zwei
Handbreit über Schulterlang – und das definitiv sehr gut und intensiv gelebt
hatte. Selbstverständlich rauchten beide selbstgedrehte Filterlose und genauso
klangen sie auch. „Seid Ihr auch Thailand auf die feine Art“, fragte er, was
wir bejahten.
Relativ schnell fanden wir dann
auch die anderen, spätestens bei der Abfahrt waren alle „Mitreisenden“
identifiziert. Und die waren, wie es sich gehört, auch nicht frei von
Klischees. Zum Beispiel das Paar mit zwei Kindern, dessen Muttertier Ed
Hardy-Klamotten und die obligatorische Gucci-Sonnenbrille auftrug. Immer ein
wenig zu laut sprach sie mit ihrem Anhang und ließ damit auch die Umstehenden
wissen, dass ihr die Toilettenanlagen des Hotels nicht zusagen würden. Später
am Tag ließ sie dann noch, ebenfalls recht lautstark, das Hotelpersonal
mehrfach antanzen, weil irgendein Krümel auf dem Fußboden lag und das Zimmer noch
zu warm war. Man muss dazu sagen, das die Uthai River Lodge das einfachste der
Hotels auf der Reise war, Zwei Sterne Landeskategorie, aber es war sauber, die
Minibar bot Bier und Softdrinks zu Niedrigpreisen, und die Aussicht auf den See
war einfach unbezahlbar.
Was wir auch bemerkten, war eine
große Zahl Hunde, die auf dem Tempelgelände herumschlichen. Und fast alle
hatten die Räude, Flöhe oder waren sonstwie von Krankheiten geplagt. Zwar
werden die Hunde von den Mönchen gefüttert, aber einen Tierarzt hatte wohl noch
keiner der Vierbeiner gesehen. So konnten sie sich also auch fleißig vermehren.
Im Schatten döste eine junge Hündin, die ihre Jungen säugte. Das streicheln der
Tiere sollte man sich also tunlichst aus dem Kopf schlagen.
Die Weiterfahrt gestaltete sich dann
doch noch etwas abenteuerlich, da wir von der Hauptstraße weg in die Pampa
fahren mussten, um unser Nachtquartier zu erreichen. Der Fahrer stieg am Ende
eines Dorfes in die Bremse und stand an einem Flußufer, das es zu überqueren
galt. Was dann angetuckert kam, würde jeden Fährmann des Westens beleidigen,
wenn man es Fähre nennen würde. Kaum mehr als ein motorgetriebenes, eisernes
Rechteck, das wohl in etwa so alt war wie sein zahnloser, wirklich ungesund
aussehender Kapitän. Unnötig zu sagen, dass wir in unsere Vertrauenskette auch
Buddha einstrickten, mit der Bitte, uns doch heil auf die andere Seite zu bringen
und sowohl den Alten als auch den Motor nicht vorher sterben zu lassen. Es
klappte, und schon kurze Zeit später erreichten wir die Uthai River Lodge, gelegen
nahe einer weiteren alten Hauptstadt von Siam (waren eigentlich alle größeren
Städte mal eine Hauptstadt?), Uthai Thani.
Wie erwähnt, eine
Zwei-Sterne-Anlage – in der Nähe gibt’s auch nichts anderes – und trotzdem ein
einladendes Fleckchen Erde. Das Abendessen war einfach, aber landestypisch und
lecker-scharf. Unnötig zu erwähnen, dass Madame Ed Hardy sich auch darüber
wieder beschwerte, vor allem, weil die Bedienung nicht schnell genug war und
der Tisch, an dem man platziert wurde, nachdem man eine halbe Stunde zu spät
kam, auch nicht recht war. Dafür lernten wir auch die anderen Reiseführer
kennen, und einer davon stellte sich als das schwatzhafte Gegenteil von Buddy
heraus, das sich auch gleich zu seinen Reisenden an den Tisch gesellte und sie ununterbrochen
beschwatzte. Da war uns unser Buddy dann doch irgendwie lieber. Nach einem
kurzen Schlummertrunk ging’s ab in die Falle. Das Schöne an Rundreisen ist, man
kommt am Ende eines anstrengenden Tages überhaupt nicht auf die Idee, sich in
irgendeinem Bett unwohl zu fühlen oder gar schlecht zu schlafen. Hinlegen, einschlafen,
aus. Am nächsten Morgen mussten wir schließlich früh raus, um 7 Uhr war wecken,
schließlich sollten wir den Mönchen eines nahegelegenen Tempels das Essen für
den Tag überreichen.